Bangkok & Khao San Road: Wie eine Stadt mein Herz eroberte

Als ich nach dem Visa-Check in der Ankunftshalle des Flughafens stehe, sehe ich überall nur Menschen. Es ist laut, quirlig und hektisch am Suvarnabhumi-Airport von Bangkok und im ersten Moment bereue ich es, meinem Freund versprochen zu haben, dass wir uns den Weg zum Hotel mit öffentlichen Verkehrsmitteln suchen werden. Für mich ist hier ja alles neu: Mein erstes Mal in Thailand, ja, sogar in Asien allgemein! Europäische Länder waren für mich nie ein Problem, denn bedingt durch meinen Beruf spreche ich fließend Englisch. Hier werde ich aber nicht nur mit einer neuen Sprache, sondern mit einer mir gänzlich fremden Schrift konfrontiert. Ob das mal gut geht….

Irgendwie siegt dann aber doch mein Stolz, denn jetzt einen Rückzieher machen geht auf keinen Fall! Auch wenn mir im ersten Moment etwas mulmig zumute ist, will ich nicht gleich an etwas Banalem wie dem Weg zum Hotel scheitern. Ist ja schließlich nur Bangkok mit schlappen 12 Mio Einwohnern (Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de)…

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Rund 400 Tempel prägen Bangkoks Stadtbild

Im Shuttle-Boot zum Hotel – nichts Schöneres bei gefühlten 80% Luftfeuchtigkeit

Ihr Lieben, der Weg zum Hotel war dann doch nicht so schlimm wie gedacht. Die Menschen in Bangkok sind größtenteils wahnsinnig lieb und hilfsbereit und wenn man als Touri vor dem Fahrplan steht und ein bisschen dumm guckt, dann dauert es keine Minute und schon wird einem Hilfe angeboten – entweder von einem Einheimischen oder von einem anderen Touristen, der wohl erst kurz vorher in genau der gleichen Situation war und sich über Hilfe freuen durfte. Das letzte Stück des Weges durften wir mit einem Shuttle-Boot unseres Hotels zurück legen und ich sag euch, bei Temperaturen von etwa 35°C und einer gefühlten Luftfeuchtigkeit von 80% gibt es nichts angenehmeres, als den Wind im Gesicht zu spüren, während wir erste Bekanntschaft mit dem Chao Praya River, der Bangkok durchzieht, schlossen.

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Der Chao Praya River mit seinen zahlreichen Booten zählt zu Bangkoks Hauptverkehrswegen

Soll ich ehrlich sein? Wenn ich jetzt so anfange, über unsere Erlebnisse in Bangkok zu schreiben und mir die Fotos anzusehen, werd ich richtig traurig, denn diese Stadt hat mein Herz gewonnen! Die vielen, kleinen Garküchen, das quirlige Treiben, der absolut schreckliche Verkehr, der aber irgendwie dazu gehört, die Khao San Road, aber auch die weniger touristischen Ecken wie kleine Märkte oder Handwerksbetriebe… All das vermisse ich so wahnsinnig und bekomme gleich wieder riesiges Fernweh – vor allem wenn ich daran denke, dass unsere nächste Reise dorthin noch in weiter Ferne liegt, denn im Frühjahr kommt erstmal unser kleines Mäuschen zur Welt und dann gilt es wohl, die familienfreundlichen Ecken Europas zu bereisen. Aber weiter im Text:

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Typisch Bangkok: Bunte Skulpturen inmitten des hektischen Treibens. Und die mobilen Verkaufsstände (wie hier im Vordergrund) dürfen natürlich auch nicht fehlen

Jetlag ist was für Loser 😉

Das Abendprogramm steht schon! Jetlag ist was für Loser und nach einem kurzen Nickerchen und unserem ersten echten Thai-Food wagen wir uns ein zweites Mal in den Verkehrs-Dschungel Bangkoks um schließlich in der berühmt-berüchtigten Khao San Road zu landen. Naja, zumindest hab ich mir das mit berühmt und berüchtigt sagen lassen. Ich persönlich hab mich vor diesem Urlaub ehrlich gesagt relativ wenig mit Thailand beschäftigt. War auch nicht so mein Reiseziel Nummer 1, aber der Mann wollte hin und was tut man nicht alles für den Schatzi 😉

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Faszinierend und nervenaufreibend zugleich: Bangkoks Verkehr

Puh, Bangkok stinkt! Und das meine ich nicht im Sinne von „Ist doof“ oder „Ist langweilig“, sondern ganz genau so wie ich es sage: Bangkok kann zuweilen schon etwas müffeln! Während uns das Shuttle-Boot über den Chao Praya River in Richtung Khao San Road schaukelt, wundert mich das aber auch gar nicht, denn wenn man seinen Blick von den wunderbaren Tempeln und unendlich hohen Hotels zu beiden Seiten des Flusses abwendet und genauer betrachtet, was da so im Wasser dümpelt, kann man düster erahnen, woher der Gerucht kommt. Vermutlich eine Mischung aus totem Fisch, umherschwimmendem Müll und den Abgasen abertausender von Autos und kleiner Tuk-Tuks, die irgendwie ihr eigenes System aus Verkehrsregeln gebildet haben. Für mich undurchschaubar, aber irgendwie funktioniert’s, denn immer kurz bevor es kracht, weichen sich die Fahrzeuge auf wunderbare Weise aus.

Auf geht’s in die Khao San Road

Die Vorfreude steigt, während wir uns durch die kleinen Gassen schlängeln, die uns vom Pier aus in Richtung „Partymeile“ führen. Je näher wir dem Ziel kommen, desto höher wird das Aufkommen an kleinen Garküchen, Cocktailbars und Massageständen. Und da sind wir: Bang – Khao San Road!

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Ein erster Cocktail zur Einstimmung auf den Abend

Irgendwie hab ich mir das Ganze anders vorgestellt, spektakulärer. Es ist etwa 20 Uhr, die Besucherzahl hält sich in Grenzen und wir schlendern erstmal drauf los, um uns ein erstes Bild von der so berühmten Straße zu machen.

Die Khao San Road ist etwa 400 m lang und erlangte in den 1980er Jahren große Popularität bei den Backpackern. Hier waren die Unterkünfte noch bezahlbar und eine Vielzahl an Hostels bot knapp budgetierten Rucksacktouristen eine Schlafmöglichkeit und Gelegenheit, sich mit gleichgesinnten auszutauschen.  Heute hört man viele Menschen darüber schimpfen, dass mit dem Einbruch des Tourismus das ursprüngliche Flair der Backpacker-Meile verloren gegangen ist. Aber so ist es nun mal, des einen Freud ist des anderen Leid und während sich die zahlreichen Besitzer von kleinen Läden und Hostels über die steigende Nachfrage freuen, beklagen Reisende selbiges.

So spektakulär ist diese Straße doch gar nicht – oder..?

Von beiden Seiten ist die Straße gesäumt von Bars, mobilen Garküchen und bunten Ständen, an denen man von T-Shirts über Deko-Artikel bis hin zu kitschigen Souvenirs einfach alles bekommt. Zahlreiche Verkäufer wollen uns mit lauten Rufen locken, es werden Spielzeuge präsentiert, in die Luft geworfen, kleine Leckereien aus den Garküchen zum Probieren angeboten und immer mal wieder bekommt man eindeutige Plakate vor die Nase gehalten, die einem zu den P**sy Shows am Pad Pong Night Market locken sollen. Im ersten Moment wirkt alles auf mich nur laut und befremdlich, ich brauche erst ein paar Minuten, um mich an das Treiben zu gewöhnen. Was die Leute an dieser Straße finden, kann ich nicht erkennen.

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In mobilen Garküchen werden gegrillte Hähnchenteile zubereitet

In den Seitenstraßen geht es etwas ruhiger zu, die Händler sind nicht ganz so aufdringlich und wir finden eine kleine Garküche, die ganz witzig in ein Tuk-Tuk verbaut ist, an der wir uns gegrilltes Hühnchen und Phad Thai, das thailändische Nationalgericht, schmecken lassen. Im Anschluss gönnen wir uns einen Cocktail in einer der zahlreichen Bars, quasi etwas „Mut antrinken“, bevor wir uns erneut auf die Straße wagen. Es ist inzwischen ca. 23 Uhr und siehe da – die Khao San Road ist wie verwandelt!

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Lecker – unser erstes Phad Thai

Tolle Leute, gute Stimmung und ganz viel Musik: Eine Nacht in der Khao San Road

Menschen über Menschen drängen auf die Straße, sämtliche Nationalitäten und Typen sind vertreten. Überall blitzt und blinkt es, die Neonschriften leuchten und aus den Bars schallt laute Musik, zu der die Leute ausgelassen auf der Straße tanzen. So langsam kann ich sie fühlen, diese ganz besondere Faszination, die die Khao San Road scheinbar auf so viele ausübt. Die Händler wirken nicht mehr aufdringlich, die Menschen nicht mehr hektisch. Alle lassen sich treiben, genießen die Mischung aus rhythmischer Musik, teils aus den Anlagen, teils von Live-Bands und bewegen sich zu deren Klängen durch die Straße, als wären die ganzen 400 m eine einzige große Party!

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Sowohl die Khaosan Road als auch ihre Seitenstraßen sind gesäumt von Restaurants und Bars

Auch wir mischen uns unter die Besucher einer der Bars und tanzen und tanzen und tanzen… Es ist eine so herrliche Atmosphäre hier! Jeder tanzt mit jedem, stößt mit jedem an und hat einfach nur Spaß! Wir lernen eine Gruppe Thais kennen, die uns gleich integrieren und fröhlich mit uns die Gläser heben. Eines der Mädels versucht sogar, mir ihren Tanzstil beizubringen – natürlich vergebens, weil ich da einfach zwei linke Füße habe 😀 Tanzen und ich, das passt einfach nicht zusammen und ich bin mir dessen auch völlig bewusst, dass das, was ich da veranstalte, alles andere als grazil ist. Aber was soll’s, wir sind ja hier, um Spaß zu haben! Und bei der Gruppe Vietnamesen, die wir wenig später kennen lernen, sieht das Ganze übrigens auch nicht viel besser aus 😉

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Bangkok – City of Life!

Als wir uns irgendwann gegen 3 Uhr morgens ein Tuk-Tuk für den Heimweg gönnen, bin ich immer noch ganz geflashed vom Abend und den ganzen Eindrücken. Alles war so positiv, gute Stimmung, freundliche Menschen, keine Vorurteile, einfach nur Party! Der erste Abend in Bangkok war definitiv ein riesiger Erfolg und ich kann es kaum erwarten, den nächsten Tag unserer insgesamt fast 4-wöchigen Reise durch Thailand zu erleben.

Könnt ihr euch noch an eure ersten Eindrücke von Bangkok erinnern? Wie hat es euch in der Khao San Road gefallen?

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